
Gottesdienst zum Nachlesen und Mitfeiern zuhause: 21. Februar 2021, Invokavit
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Gottesdienst zum Nachlesen 21.02.2021, Invokavit
Gottesdienst zum Mitfeiern: 14. Februar 2021, 5. Sonntag nach Epiphanias
Weg mit dem Schmusetuch – Andacht zum 31. Januar 2021 von Pfr. Wolf-Dieter Weber
Als Pdf zum Lesen und Herunterladen zum Verteilen: Das Schmusetuch - schlechte Gewohnheiten ablegen_310121
Gottesdienst zum Mitfeiern: 24. Januar 2021, 3. Sonntag nach Epiphanias
Der Gottesdient zum Nachlesen und Verteilen als pdf: Gottesdienst zum Mitlesen 3. So. n. Epiph. 2021
Gottesdienst zum Nachlesen und Mitfeiern zuhause: 17. Januar 2021, 2. Sonntag nach Epiphanias
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Außerdem zum Anhören: 038 Es wird nicht immer dunkel sein
Gottesdienst für zu Hause Erster Sonntag nach Epiphanias (10.01.2021) von Prädikant Volker Geisel
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Gottesdienst für zu Hause Zweiter Sonntag nach dem Christfest (03.01.2021) von Prädikant Volker Geisel
Impuls zur Jahreslosung 2021
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Alle Jahre wieder feiern wir Weihnachten. Alle Jahre wieder kommen mit einher die Spendenkampagnen der Hilfsorganisationen. Der Dezember ist der spendenreichste Monat des Jahres. Wenn wir merken, wie gut es uns an Weihnachten geht und, dass am Ende vom Jahr noch etwas übrig ist, dann lassen wir unser Herz erweichen von großen, traurigen Kinderaugen, Klischees wie Kinder mit Hungerbäuchen oder zerbrechlichen, abgemagerten Körpern. Diese Werbekampagnen führen uns die Armut und Not anderer Länder vor Augen. Dennoch stehen sie schwer in Verruf. Mit den Klischees, die eigentlich von den Organisationen beseitigt werden wollen, auf die Tränendrüse zu drücken, sehen nicht alle als den richtigen Weg. Auch werden natürlich rassistische Vorwürfe laut. Es gibt immer mehr Organisationen, die umdenken. Gute Beispiele gibt es schon lange. So wirbt Brot für die Welt eher mit dem, was es braucht, die Notlagen zu minimieren und mit ein wenig Kreativität und Humor bleiben ihre Werbekampagnen wie „Gib Hunger einen Korb“ im Kopf. So schafft Brot für die Welt auf eine andere Art ein Verständnis bei uns für die Not anderer Menschen und das sogar sehr erfolgreich.
Alle Jahre wieder folgt auf Weihnachten Silvester und das auch in diesem Jahr, indem Alles so anders ist. Und alle Jahre wieder folgt mit dem Jahreswechsel eine neue Jahreslosung. Die Jahreslosung wird 3 Jahre im Voraus von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt, indem jedes Mitglied Vorschläge einbringen darf und nach einem Auswahlverfahren die Losung gewählt wird. Neben der Jahreslosung gibt es außerdem die Monatslosung und Bibellesepläne. Wer mehr dazu wissen will, darf sich gern auf der Seite der Jahreslosung informieren, immerhin beginnt die Geschichte der Losung bereits im 19. Jahrhundert: https://jahreslosung.net/entstehung/
Diese Losung soll einen das Jahr über belgeiten wie eine Art Leitwort. Für 2021 steht sie im Lukasevangelium, Kapitel 2, Vers 36.
„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!“
Mit dieser Losung bekommen wir dieses Jahr eine klare Handlungsaufforderung. Dabei ist die Messlatte ziemlich hoch gehängt. So barmherzig sein, wie Gott, der Vater? Das ist wohl kaum erreichbar und dennoch ein Ziel, das wir ins Auge fassen sollen.
Um diese Aufforderung greifbarer zu machen, hilft es den Kontext des Bibelverses zu beachten. Viele werden die Bergpredigt aus Matthäus 5-7 kennen. Lukas 6, 20-49 ist das Pendant dazu und wird oftmals Predigt auf dem Felde genannt. Sie beginnt mit den Seligpreisungen und anschließend gibt Jesus seinen Jüngern und Zuhörenden eine klare Vorstellung zur Nächsten- und Feindesliebe weiter. Das ganze Kapitel 6 bei Lukas gilt als die Morallehre Christi. Dabei ist Jesus selbst der Prüfstein für Gut und Böses, Frömmigkeit und Sittlichkeit. In allem gilt, dass unser Verhalten das der Sünder übertreffen soll. Dabei geht es aber nicht darum, sich an den Sündern zu orientieren und es gerade eine Schippe besser zu machen. Das würde wohl eher einen Beigeschmack von Hochmut haben. Vielmehr soll unser ganzes Wesen davon geprägt sein, wie Gott der Vater ist. Der Schlüssel zu all der Morallehre ist, dass wir Kinder Gottes sind und aus diesem heraus zu handeln.
Es soll eine Selbstverständlichkeit sein, von Herzen kommen, unsere Kultur ausmachen. So wie jede Familie doch ihre eigene Kultur hat, Traditionen wie Feste gefeiert werden, Selbstverständlichkeiten im Verhalten, die super funktionieren aber bei anderen Familien vielleicht doch anders sind. Ich denke, Sie alle werden Beispiele bei Ihnen selbst in der Familie oder auch bei anderen finden, die das sehr gut beschreiben. Genauso soll es eben auch eine andere Selbstverständlichkeit und Kultur in der Familie Gottes geben.
Kern davon ist die Barmherzigkeit. Eine barmherzige Person würde ich als eine, mit einem großen Herz für andere beschreiben. Es ist eine Art Charaktereigenschaft von ihr. Diese Person ist sehr mitfühlend und hat Verständnis für die Not anderer. Dabei bleibt sie nicht dabei stehen, sondern wird aktiv und hilft. Sie erwartet auch keine Gegenleistung oder Schulterklopfen. Dieses Helfen ist ganz selbstlos und kommt von Herzen.
Denken Sie nochmal an die traurigen Augen der Kinder auf dem ein oder anderen Plakat einer Hilfsorganisation oder vielleicht erweicht Ihr Herz vielmehr bei Plakaten zum Tierschutz. Die traurigen Hundeaugen in den dreckigen und verrosteten Käfigen von Tötungsstationen aus anderen Ländern oder der Pelikan, der zwischen Müll im Ozean und ausgelaufenem Öl um sein Leben kämpft. Es gibt viele Beispiele und jeder hat doch etwas Anderes, das Ihn tief im Herzen anspricht und in Ihm etwas aktiv werden lässt zu helfen. Dabei gibt es kein Besser oder Schlechter, es geht allein um dieses Gefühl. Ich denke, so lässt sich Barmherzigkeit gut beschreiben. Dabei spielt das Verständnis für die Not der Situation eine ganz große Rolle. Deshalb funktionieren Bilder von Notsituationen bei uns Menschen so gut. Auf keine andere und leichtere Art lässt sich Verständnis bei Menschen schaffen. Bilder beschreiben mehr als tausend Worte. Oft wissen wir von der Not in anderen Ländern aber es ist so weit weg. Wird es uns vor Augen geführt wird es schwerer, weiterhin wegzuschauen. Hier ist Barmherzigkeit ganz klar und leicht.
Die Aufforderung in der Jahreslosung heißt aber, dass wir so barmherzig sein sollen, wie der Vater barmherzig ist. Sicher beschränkt sich die Barmherzigkeit Gottes nicht nur auf das, wo die Not am deutlichsten ist. Manchmal ist es doch leichter, für andere ganz weit weg Barmherzigkeit zu empfinden. Aber wie geht es uns Menschen damit im nahen Umfeld? Wie barmherzig können wir zu unserem Nächsten sein? Man könnte meinen, hier wäre es ganz leicht, weil man den Nächsten sowieso liebt. Aber ist die Erwartung an die nahstehenden Menschen nicht höher? Ein gutes Beispiel ist die eigene Familie. Wie viel schwerer fällt es uns hier manchmal über Fehler hinwegzusehen – barmherzig zu sein – und nicht auf das eigene Recht zu bestehen? Wie ist es mit den Menschen in weiteren Kreisen? Arbeitskollegen, Brüder und Schwestern in der eigenen Gemeinde, Mannschaftsmitglieder im Fußballverein oder Gremienmitglieder im Vorstand? Fällt es uns hier nicht sogar schwerer Verständnis zu haben – vielleicht auch für die Not des anderen aus der heraus er zwischenmenschliche Fehler begeht? Schließlich geht es ihm augenscheinlich nicht schlecht. Das heißt allerdings nicht, dass in ihm oder ihr keine Not besteht und wenn sie darin besteht, dass die Person das Gefühl hat, ihr Ansehen schützen zu müssen und deshalb mit unfaire Mitteln handelt.
Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu uns Menschen wird vor allem im Kreuz ausgedrückt. Es gibt noch viele weitere Beispiele, in denen Gottes Barmherzigkeit deutlich wird, aber das Kreuz ist das größte von allen. Gerade haben wir an Weihnachten gefeiert, dass Gott selbst Mensch wurde. Er hat sich klein, angreifbar und verletzlich gemacht und ist sozusagen in unsere Haut geschlüpft. Weihnachten bedeutet aber auch, dass Jesus sterben wird. Das Licht von Weihnachten scheint bereits auf Ostern. Jesus ist für uns Menschen – jeden Einzelnen – ans Kreuz gegangen. Das war damals der furchtbarste, langwierigste und qualvollste Tod, den man sterben konnte. Diesen Tod ist Jesus für uns Menschen gestorben. Er hatte keine Schuld, hatte keine Fehler begangen und ging eigentlich grundlos ans Kreuz. Aber das hat er für unsere Fehler gemacht. Er hat den Tod überwunden. Jetzt können wir Menschen endlich wieder eine ganz persönliche Beziehung zu Gott führen ohne, dass etwas dazwischensteht. So oft feiern wir es und dennoch werden wir es wohl im letzten erst in Ewigkeit bei Gott erfassen können.
Doch nehmen wir diese ungreifbare Barmherzigkeit als Maßstab für unsere Barmherzigkeit zu anderen, sollte es da nicht möglich sein, öfters mal gnädig mit dem Anderen umzugehen? Sollten wir es nicht öfter schaffen, dennoch in Liebe mit jemand umzugehen, auch wenn wir das Gleiche nicht von unserem Gegenüber erwarten können? Schließlich wurde uns so viel mehr vergeben, so viel mehr Gnade zuteil und vor allem wurden wir zuerst geliebt.
Vielleicht kennen Sie den Brunnen im Kloster in Maulbronn. Es ist ein Brunnen aus mehreren Schalen. Erst füllt sich die oberste Schale und wenn diese gefüllt genug ist, läuft das Wasser über in die nächste darunter. Wieder füllt sich diese Schale, bis sie voll ist und es zum Überlaufen kommt, sodass die Nächste gefüllt wird. Für mich ein wunderbares Bild für die Liebe aber auch Erwartung Gottes an uns: Gott liebt uns, ist und gnädig, füllt uns, segnet uns – jeden Einzelnen – und dann erwartet er, dass wir andere davon etwas spüren lassen. Doch das geschieht eigentlich automatisch, denn er füllt uns im Überfluss, sodass es zum Überfließen kommt.
Die Jahreslosung ist ein Leitsatz für das ganze Jahr. Wir dürfen sie in Gedanken mitnehmen und immer wieder bewegen, darüber meditieren – murmeln, wie es übersetzt heißt – und sie dadurch immer tiefer erfassen und ihre Bedeutung für die unterschiedlichen Bereiche unseres Lebens begreifen. Dazu lade ich Sie heute ein. Schreiben Sie sich die Jahreslosung auf, wo sie ihr immer wieder begegnen: Beispielsweise in Ihren Kalender, als ihren Handyhintergrund oder auf einem Zettel am Kühlschrank. Lassen Sie sich nicht vom hohen Maßstab des Bibelverses abschrecken. Das Schöne ist ja, dass wir nichts müssen – schließlich wurde uns Recht zugesprochen ohne unser Zutun und ohne, dass wir es erarbeiten können – sondern wir dürfen wie ein Pendel immer näher zum Kern der Worte in der Bibel gelangen und dürfen Gottes Liebe zu uns immer tiefer begreifen. Lassen Sie sich von ihm füllen, nehmen Sie den Segen an und werden dann zum Segen für andere.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnete und gesundes Neues Jahr!
Amen.
31. Dez. 2020, Helen Härer, Diakonin.
Lobpreisgottesdienst aus Neuthard
Gottesdienst für den 1. Weihnachtsfeiertag 2020 in Karlsdorf-Neuthard-Forst
PDF zum Lesen: 1. Weihnachtsfeiertag 2020 KNF
Lied: Hört, der Engel helle Lieder (Otto Abel)
Predigt von Dekanin Ulrike Trautz:
Lied: Ich steh an deiner Krippen hier (Paul Gerhardt)
Hier finden Sie ab dem 24. Dezember 12 Uhr den Familiengottesdienst:
https://youtu.be/RlmEtngMlxs
Hinweis: Ggf. müssen Sie sich mit einem Google Konto bei youtube anmelden, um das Video sehen zu können.
Gottesdienst zu Haus am 4. Advent 2020
Predigt als pdf zum Herunterladen: Hausgd.4.Adv.20
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Phil 4,4.5b)
Mit diesem Wort aus dem Philipperbrief, dem Wochenspruch für die vierte Adventswoche, grüße ich Sie sehr herzlich zum 4.Advent! Freude ist der Grundton des 4. Advent.
Nicht nur in diesem Jahr der bedrückenden Sorgen wegen der Pandemie mag man sich aber fragen: Wo gibt es denn einen Grund zum Freuen?
Vielleicht ist es nützlich zu wissen, dass der Apostel Paulus, als er seinen Brief an die Philipper schrieb, im Gefängnis saß und nicht wusste, ob er da lebend wieder herauskommen würde.
Er kann also wohl nicht eine laut aufjubelnde, oberflächliche Freude gemeint haben. Sondern eher eine stille Freude, die um ihre Gefährdung weiß. Eine stille Freude, die fast nicht wagt, sich zu äußern, weil der Gegenstand der Freude so geheimnisvoll ist, kaum zu begreifen und zu fassen. Eine Freude, wie sie vielleicht eine werdende Mutter empfindet im Blick auf das wachsende Leben in ihr.
Wir denken an Maria – und um sie soll es in diesem Gottesdienst auch gehen!
Wir legen ein Gesangbuch bereit, zünden die Kerzen an unserem Adventskranz an und feiern unseren häuslichen Gottesdienst
im Namen das Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Wir lesen den Lobgesang der Maria, das sog. Magnificat:
Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle
Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan,
der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währet für und für
bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm
und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron
und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit
und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern,
Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.
Wir beten:
Wir danken dir, Gott, unser Vater, dass du uns nahe gekommen bist in Jesus, dem Sohn der Maria.
Gib uns deinen Geist, dass wir ihm folgen auf seinem Weg der Liebe und der Barmherzigkeit.
Das bitten wir dich durch ihn, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und liebt in Ewigkeit.
Amen.
Wir singen oder sprechen: Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9,1)
Liebe Gemeinde,
Überwältigendes hatte Maria erlebt. Gott selber hatte zu ihr gesprochen durch den Engel Gabriel. Einen Sohn sollte sie bekommen, der „groß sein und Sohn des Höchsten“ genannt werden sollte. Ein König über das Haus Jakob in Ewigkeit. In ihr sollten sich also die messianischen Verheißungen ihres Volkes, des Gottesvolkes, erfüllen.
Eine atemberaubende Vorstellung, eine atemberaubende Veränderung ihres Lebens! Maria, die junge Frau, am Übergang vom Alten zum Neuen, Erfüllung aller Verheißungen, „im Zenit der Zeiten“, wie es in einem unserer neueren Lieder heißt.
Es war wohl zu groß, als dass sie das alles sofort hätte begreifen können. Aber sie willigt ein, voller Vertrauen, voller Glauben: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Und dann die Begegnung mit Elisabeth, der Mutter des Johannes, der dann später „der Täufer“ genannt werden würde. Es ist eine ekstatische Begegnung: Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: „Gepriesen bist du unter den Frauen ... und selig bist du, die du geglaubt hast!“
Freude in dem Herrn erfüllt Maria, übergroße Freude, die ihr individuelles Fühlen und Denken weit übersteigt. Und sie stimmt ein in einen Lobgesang, den wir als „Magnificat“ bzw. als den „Lobgesang der Maria“ kennen. Wir haben ihn als Psalm zu Beginn gebetet.
Maria musste ihren Lobgesang nicht erst selber dichten. Er lag ihr vor. Sie kannte ihn. Auch wir müssen unsere Lieder in der Regel nicht selbst erfinden. Es gibt ganz viele, und wir kennen ganz viele - angefangen von den Psalmen. Wie oft haben wir schon eingestimmt in den 23. Psalm, weil er genau das zum Ausdruck brachte, was uns bewegte! Oder Lieder von Paul Gerhard, von Tersteegen, von Joachim Neander,
von Jochen Klepper – um nur einige zu nennen. Lieder liegen bereit. Und plötzlich fangen sie an, in uns zu klingen.
Der Lobgesang der Maria lag auch bereit. Er erinnert an den Lobgesang der Hanna, als diese den so lange ersehnten und erbetenen Sohn erwartet (1 Sam 2). „Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke“, so singt Hanna. Der Lobgesang der Maria erinnert an die Lobgesänge des Mose und seiner Schwester Mirjam nach dem Auszug der Israel-Schar aus der ägyptischen Sklaverei und durch die Wasser des Schilfmeers. „Herr, deine rechte Hand tut große Wunder; Herr, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen. ... Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast, und hast sie geführt durch deine Stärke zu deiner heiligen Wohnung“ – so heißt es im Mose-Lied (Ex 15).
Der Lobgesang der Maria klingt aber auch an Psalmen, an Verse aus den Prophetenbüchern an. „Er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist“ – das ist Psalmensprache!
Der Lobgesang der Maria ist wie ein vielstimmiger Chor aus alttestamentlichen Stimmen. Die Stimmen vereinen sich in der Verherrlichung des „heiligen Namens“, der sich in der Botschaft des Alten Testaments tausendfach spiegelt. Denn „das Evangelium hat bei Gott und den Menschen eine Vorgeschichte, ist Ziel eines Weges, eines Weges mit Höhen und Tiefen und Umwegen, der oft mit langem und oft mit kurzem Atem und unter letzter Kraftanstrengung gegangen oder auch gestolpert wurde, auf die Erfüllung einer Verheißung und einer Hoffnung hin“. So sagt es ein Theologe unserer Tage.
Indem Maria ergriffen, voll unbeschreiblicher Freude, ihre Rolle wahrnimmt und annimmt, stimmt sie ein in das Lied, das Gottes Wirken an seinem Volk seit Jahrhunderten lobt und preist. Die individuelle Freude Marias über das Kind, das sie erwartet und das „Sohn des Höchsten“ genannt werden soll, ist eingebettet in die Freude des Gottesvolkes über seinen Gott.
Was aber ist das für ein Gott? Drei Gedanken möchte ich herausgreifen:
- Es ist ein Gott, der „die Niedrigkeit seiner Magd“ ansieht; der also „ohne unser Verdienst und Würdigkeit“ Menschen in seinen Dienst nimmt; der Israel erwählt hat zu seinem Volk, obwohl es klein und unscheinbar war unter den Völkern im frühen Orient; es ist der Gott, der es nicht verschmäht, in seine eigene Schöpfung einzugehen, in Jesus Mensch zu werden; der als ganz normales Kind von einer ganz normalen Frau auf ganz normale Weise geboren wird; der es als Erwachsener aushält, missverstanden, verleumdet, falsch verurteilt zu werden; ein Gott also, der „sich selbst erniedrigt“, der an der Seite der Niedrigen ist überall dort, wo Armut herrscht, wo gequält und gelitten und gestorben wird, auch auf unseren Intensivstationen – und der damit unserer Niedrigkeit eine unbegreifliche Würde gibt. Das kann jeden von uns, gerade dann, wenn er einmal ganz tief unten ist, mit einer stillen, strahlenden Freude erfüllen!
- Es ist ein Gott, der für die Machtlosen eintritt – nicht weil die Machtlosen bessere Menschen sind (das sind sie in der Regel keineswegs), sondern weil sie menschlich gesehen hilflos sind. Wie oft im Alten Testament wird das Gottesvolk gemahnt, für die Witwen und Waisen, für die Fremdlinge, für die sozial Benachteiligten zu sorgen. Wie beklemmend zu sehen, dass sich große Teile der Gesellschaft heute genau dagegen wehren! In Jesus wird zeichenhaft Wirklichkeit, was die alttestamentlichen Gebote fordern: Sein Blick fällt auf die Kranken, die Trauernden, auf die Heimatlosen, die Gefolterten. Und er ist es, der im Gleichnis sagt: „Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.“
So ein Gott ist das! Und dafür wird Marias Sohn stehen! Und vor diesem Hintergrund stehen wir als Christen vor dem Flüchtlingsstrom unserer Tage!
- Und schließlich: Er ist ein Gott, der Verheißungen erfüllt. Was er Abraham versprochen hat, das macht er wahr: „In dir sollen gesegnet sein alle Geschlechter“ – das war das Versprechen. Und das wird nun eingelöst durch den Sohn, den Maria zur Welt bringen wird. Als auferstandener lebendiger Herr, der zur Rechten des Vaters sitzt, erweckt er Menschen, die sein Evangelium in alle Welt hinaus tragen.
Liebe Gemeinde, Maria steht an der Schwelle zum Neuen, an der Wende von der Verheißung zur Erfüllung. In ihr – buchstäblich! – in ihr wird all das wahr, wovon das Alte Testament spricht und worin die Menschen des alten Bundesvolkes Gott loben. Mit ihrem Lobgesang stimmt Maria ein in das Loben Israels. Sie ist – vielleicht kann man das so sagen – Repräsentantin Israels.
Gleichzeitig aber stimmt sie ein in das Loben der Kirche, in unser Loben und Danken für das Kommen Gottes in diese unsere Welt, für das Sichtbarwerden Gottes in Jesus, dem Menschen und dem auferstandenen Herrn, für die Hoffnung, die wir haben können für uns, für unsere Welt, für unser Leben und für unser Sterben. Und so wird Maria auch zur Repräsentantin der Kirche, des neutestamentlichen Gottesvolkes. So wie sie glaubt und singt und lobt, so wie sie in ihrem Herzen bewegt, was ihr von ihrem Kind gesagt wird, so glauben und loben wir, die christliche Gemeinde; so bewegen wir in unseren Herzen, was uns von Jesus erzählt wird.
Der Lobgesang der Maria ist ein „adventliches“ Lied, ein Lied voller Freude, voller Dank, voller Hoffnung auf das Kommen Gottes in unsere Welt. In einem alten Marienlied wird Maria im Bild eines Schiffes besungen, das seine Ladung an Land bringt, getrieben von der Liebe als einem Segel, das am Mast des Heiligen Geistes hängt, des Geistes, der sie den Gottessohn empfangen ließ.
Amen.
S T I L L E
Wir sprechen das Glaubensbekenntnis.
Und wir singen oder sprechen: Es kommt ein Schiff geladen (EG 8,1-3)
Wir beten:
Gott, wir bitten dich: Lass es Weihnachten werden in uns, dass wir dein Lob singen können wie Maria,
Lass es Weihnachten werden für die Kranken, Leidenden, Einsamen, und für die, die ihnen beistehen.
Lass es Weihnachten werden für die Gefangenen, Unterdrückten, zu Unrecht Inhaftierten – und auch für die, die unterdrücken und quälen!
Lass es Weihnachten werden für die Menschen, die hohe Verantwortung tragen im Staat, in der Kirche, in der Wissenschaft und in den Medien.
Lass es Weihnachten werden für die Menschen, die uns besonders
nahe sind, die wir in Liebe und in Sorge an dein Herz legen ............
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
Wir singen oder sprechen: Tochter Zion, freue dich (EG 13,1-3)
Annegret Lingenberg, Pfrin.i.R.